Bachmair am See – Verhandlungen im Hintergrund
Seit Hirmer das prestigeträchtige Haus Ende 2019 im Erbbaurecht übernommen hat, brodelte die Gerüchteküche rund um den Tegernsee: Mal auf kleiner Flamme, wenn es um Fantasien zu neuen Betriebs- und Geschäftsideen geht, mal als loderndes Inferno, dass Kempinski vor der Tür stehe …
Von Julia Jäckel | 19. September 2025

Seit vier Jahren ist es still in der Seestraße 47. Hier steht seit bald 200 Jahren das Hotel Bachmair am See. Vor allem in den 80er Jahren galt es als Treffpunkt für Stars aus aller Welt, ein legendärer Nachtclub und ein Ehepaar, das das Hotel mit viel Schwung und Herzblut geführt hat. Doch das Vier-Sterne-Hotel kann sich nicht halten und es beginnt ein Wettlauf.
Wegen Sanierung ist das Traditionshaus geschlossen. Doch mehr als eine Entkernung ist nicht passiert. Da helfen auch die leuchtenden Liegestühle eines Pop-Up-Vergnügens klassischer Tegernseer Manier nicht darüber hinweg. Die rauschenden Zeiten sind vorbei.
Vom Juwel zum Sorgenfall
Bis 2019 wurde das Traditionshotel von der Familie Rauh-Bachmair geführt. Bereits in den Jahren davor wurde das Hotel vorübergehend geschlossen für einzelne Sanierungen. Dann im Dezember 2019 übernimmt der Herrenaustatter Hirmer, der zu diesem Zeitpunkt fleißig seine Sparte um das Immobiliengeschäft vergrößerte, das Bachmair am See, – im Erbaurecht.
Ursprünglich will der Spezialist für Herrenmode das Hotel im laufenden Betrieb sanieren. Zehn Zimmer sollten auf die 100 Zimmer, Suiten und Appartements des Bachmair-Imperiums oben drauf kommen. Doch daraus wird nichts. Es folgt die Corona-Pandemie und mit ihr wirtschaftliche Folgekosten.
Hirmer kann zu diesem Zeitpunkt einiges in der Immobilienlandschaft vorweisen: das WM-Quartier der deutschen Fußballmannschaft, das Altstadtcarree in Dresden oder die Aufhübschung des Kistlerhof-Areals in München. Auch eine eigene Betreiberfirma bringt der renommierte Herrenausstatter auf den Weg, die Travel Charme Hotels & Resorts. Sie sollen auch das Bachmair am See betreiben. Doch nur zwei Jahre später geht die Travel Charme an eine Rewe-Tochter.
Das Flüstern um den Tegernsee, was denn jetzt mit dem Traditionshaus passiere, gewinnt von da an an Lautstärke. Immerhin steckt Hirmer bis zu einer Million Euro jährlich in die Pacht, zu den Investitionssummen schweigt die Hirmer Pressestelle beharrlich.
Gerüchte: Bad Gastein und Hotel-Träume
Hirmer jongliert zu diesem Zeitpunkt mehrere Großinvestitionen. Etwa im Nachbarland: Ca. ein Jahr vor der Übernahme des Bachmair am See kaufte Hirmer das unter Denkmalschutz stehende Ensemble Straubinger Grand Hotel und das Badeschloss in Bad Gastein.
Dahinter verbergen sich drei historische Häuser, die aufwändig saniert werden mussten. 20 Jahre Leerstand, plus die Einhaltung der Auflagen des Denkmalschutzes erforderten dafür ein erhebliches Investment. An die 100 Mio. Euro soll der Traum der Wiederbelebung von Bad Gastein gekostet haben, das im September 2023 wiedereröffnete.
Hat dieser „Nebenschauplatz“ Bachmair am See die Luft abgedrückt? Und dann ist da noch die Erzählung, dass die Familie möglicherweise eine falsche Entscheidung mit Hirmer getroffen habe und es auch Gespräche mit den Leonardo Hotels gegeben habe. Doch Franz Hermann, langjähriger Sprecher der Familie, widerspricht, „davon habe ich noch nie was gehört“ und eins ums andere Mal, dass die Zusammenarbeit mit der Hirmer-Group zur vollsten Zufriedenheit verlaufe.
Familienkrisen
Die Gerüchteküche wird auch angefeuert von den jüngsten Familienstreitigkeiten, die die traditionsreiche Familie auseinanderreißt.: Auf der einen Seite ist da Ulrich Hirmer. Er steht federführend für das Modegeschäft. Das Immobiliengeschäft Er hat seinen Cousin, Christian Hirmer, der das massive Wachstum der Hirmer-Immobilienbranche verantwortete, diese Jahr aus der Geschäftsführung geworfen und jüngst vor Gericht gezerrt.
Das bedeutet: Hirmer muss um Ruf und Geschäft fürchten und ist dabei, unrentable Filialen zu schließen und Immobilien zu verkaufen. Selbst der Verkauf des Stammhauses in München wird diskutiert.
Ein Nachfolger muss her
Kein Wunder also, wenn im Hintergrund vehement nach Lösungen gerungen wird und auch eine Nachfolge für das Bachmair am See angedacht wird.
Fakt ist, dass im Sommer Kempinski, eine der ältesten europäischen Hotel-Luxus-Gruppen im Gespräch war. Kempinski erklärt das so: Es sei nie um einen Erwerb am Tegernsee gegangen. Man wurde aber in der Vergangenheit für ein Projekt am Tegernsee angesprochen und habe die Gelegenheit aber nicht wahrgenommen.
Warum bleibt offen.
Warten auf …
Offiziell betonen alle Beteiligten, dass es nicht neues gibt. Inoffiziell wird gemunkelt, getuschelt und verhandelt. Kempinski, Leonardo, internationale Investoren – die Liste möglicher Kandidaten ist lang, die Antworten kurz.
Ob das Bachmair eines Tages wieder Gäste empfängt oder endgültig zum Mahnmal großer Versprechen wird, ist offen. Sicher scheint nur: Das Flüstern um die Zukunft des traditionsreichen Hauses wird lauter.