Mein Kumpel, der Biber?

Der Biber ist nicht bei allen beliebt, etwa wenn er wieder ungebremst Uferhänge abzuholzen versucht oder im Garten – trotz Baumschutz – den Apfelbaum annagt. Aber statt ihn als Schädling zu sehen, lohnt der Blick auf ihn als Naturingenieur. Findet unsere Autorin Yvonne Aschoff.

Von: Yvonne Aschoff | Veröffentlicht am 02. Oktober 2025

Der Biber ist los. Foto: Stefan Schweihofer

Der Biber ist zurück – mit rund 25.000 Tieren ist Bayern heute dicht besiedeltes Biberland. Statt wegen angenagter Bäume zu schimpfen, lohnt ein Blick auf den pelzigen Landschaftsgestalter, der übrigens auch am Tegernsee unentgeltlich Uferzonen ökologisch aufwertet.

Er ist kein „Schädling“, sondern ein Naturingenieur, der Lebensräume für zahlreiche Wasserbewohner, Libellen, Amphibien, Fische und seltene Wasservögel schafft.

Was Menschen mit Förderprogrammen und schwerem Gerät teuer versuchen, erledigt der Biber nachhaltig und kostenlos: Seine Bautätigkeit steigert im Ergebnis die viel beschworene Biodiversität, speichert CO₂, hält Wasser in der Landschaft, kühlt in heißen Sommern, lenkt und bremst Wasserfluten.


Während Menschen Millionen in Beton versenken und Politiker in Endlosschleife globale Klimaziele verhandeln, kümmert sich der Biber praktisch und lokal um die Renaturierung der vom Menschen gebannten Landschaften. Auch wenn es auf den ersten Blick wie Kahlschlag anmuten mag, entsteht auf Bibers Baustellen ein hochkomplexer und wertvoller Lebensraum.

Natürlich sorgt der unermüdliche Nager auch für Konflikte: gefällte Bäume, überflutete Keller, Ärger an Weideflächen. Hier braucht es Aufklärung, Unterstützung für Betroffene – und lieber sinnvolle Umleitungen seiner Bautätigkeit statt Erschießungskommandos. Im Gegensatz zum menschlichen Bauwahn sind Biberdörfer reversibel, organisch und ökologisch fein abgestimmt.

Die Schweiz macht vor, wie ein Miteinander von Mensch und Biber geht: Schutzgebiete, Beratung und kluge Steuerung – sowie die Einsicht, dass man mit dem Biber mehr gewinnt als verliert.

Wenn wir ihn lassen, erspart er uns teure Renaturierungsprojekte, liefert Klimaschutz und schafft hochkomplexe natürliche Lebensräume.

Kurzum: Der Biber ist kein Konkurrent, sondern ein Kompagnon. Aufgabe von Gemeinden und Behörden ist es, Brücken zu bauen, bevor die Dämme des Zorns auf den pelzigen Landschaftsgärtner brechen.

Es wäre schade um das Potential.