Zwischen Kraftpaket und Brauchtumsträger

Das Kaltblutpferd ist kein Tier für Eile – sondern für Beständigkeit. Ob am Acker, im Wald oder festlich geschmückt beim Umzug: Mit stoischer Ruhe trägt es ein Stück bäuerlicher Welt bis in unsere Gegenwart.

Von: Yvonne Aschoff | Veröffentlicht am 01. September 2025

Reiterinnen in traditionellen Trachten auf ihrem Ausritt am Tegernsee.
Foto: TTT / Hansi Heckmair.

Zwischen den dampfenden Äckern von einst und den festlich geschmückten Umzügen von heute spannt sich ein Bogen, den das Kaltblut trägt. Mit stoischer Ruhe und schweren Schultern verkörpert es ein Stück bäuerlicher Welt, das man nicht in Sekunden misst, sondern in Jahrhunderten.

Das mächtige Kaltblut ist kein Pferd für Eile, sondern für Verlässlichkeit. Es zieht, es trägt, es kooperiert.

In seiner Bewegung steckt nicht nur Kraft, sondern auch Gelassenheit, Klugheit und ein gewisser Helferwille. So wird mit seinem gutmütigen Einsatz (mancherorts bereits wieder) ein Acker gepflügt und die Rückearbeit im unzugänglichen Waldabschnitt erledigt.


Gerade hier, im bayerischen Oberland, wo die Hänge steiler sind und die Wege schmaler, prägte sich ein besonderer Schlag heraus: die etwas kleineren, aber nicht minder imposanten „Oberländer“ – eine regionale Antwort auf die topographischen Eigenheiten, die kräftige, aber auch wendige Pferde für Bergwiesen, Almwirtschaft und Holzarbeit benötigten.

Neben dem großen, milden Muskelpaket, das fest in seiner bäuerlichen Herkunft verwurzelt ist, erscheint oft im selben bayrischen Bild ein kleiner Blonder …

Der Haflinger wirkt gegen das warmherzige Kaltblut manchmal wie ein schelmisches Kind. Vielleicht, weil es einen Hauch von Wüstenwind in sich trägt – immerhin entstammt der Südtiroler ursprünglich wohl einer Kreuzung von Bergponys aus der alpinen Nachbarschaft mit dem arabischen Hengst El Bedavi XXII. Man könnte also sagen, im Haflinger steckt, neben Bergwiesen und Heuduft, auch ein leidenschaftliches Stäubchen von 1001 Nacht.

Während er und andere leichte Rassen längst die ganze Welt bereiten, bleibt der Wirkkreis des gutmütigen Kaltbluts mehr oder weniger lokal auf seine ursprünglichen Radius beschränkt. Auch heute noch arbeitet er da, wo Maschinen im Wald nicht hinkommen, das hat er im Blut. Fast schon hauptberuflich ist er inzwischen jedoch ‚auf dem Laufsteg‘ unterwegs: im Freizeit- und Fahrbereich, sowie im Einsatz für Brauchtum und Feste, etwa beim Oktoberfest oder bei Leonhardiritten – oder jüngst beim Rosstag in Rottach.

Was ihm wohl besser gefällt?